Multiplikatorenschulung zum Thema Starkregen/Sturzflut in Grenzach Wyhlen und Infotag Starkregen / Hochwasser bei Endress+Hauser in Maulburg

Vom 11.-12. Juli hat die Akademie für Hochwasserschutz eine Multiplikatorenschulung für Feuerwehr, Ämter, Netzagentur, Werkhof und Bürger der Gemeinde Grenzach-Wyhlen im Landkreis Lörrach vor Ort veranstaltet, die von Herrn Kühn, Herrn Wüst und Praktikant Herrn Fröhlking durchgeführt wurde.

Am Vormittag des ersten Tages wurden die Themen Klimawandel, sowie Sturzflut einher-gehend mit Bodenerosion, Entstehung, Grundlagen und Folgen von Starkregen vermittelt.

Am Nachmittag wurden bei sommerlich warmen Temperaturen von Herrn Raschel und Frau Ott das Boxwallsystem vorgestellt und anschließend vor dem Feuerwehrgerätehaus aufgebaut. Das Gewicht des Wassers in Kombination mit dem Verhältnis von Breite der waagerechten Fläche zu Höhe der L-Elemente bewirkt, dass diese bei einer Anströmung nicht nachgeben, sondern die Hochwässer ablenken und abhalten können. 

Der Rest des Tages wurde genutzt, um im nahegelegenen Bauhof Sandsäcke zu füllen und zu palettieren, die am Folgetag zu den Einsatzstellen an den Ruschbach transportiert wurden.

Ein Teil des Einzugsgebiets des Ruschbachs befindet sich oberhalb der Ortschaft Grenzach-Wyhlen, dass geprägt von Steilhängen und einer eigeschnittenen Schlucht ist, ein klassisches Kerbtal somit. Bereits mehrere Starkregenereignisse führten zu Sturzfluten und Über-schwemmungen im Ort. Mehrere Anlieger waren betroffen und hatten das Hochwasser auf dem Grundstück und in der Wohnung.

Zur Frühwarnung wurde bereits ein Pilotprojekt von Herrn Hippin (Fa. Endress & Hauser) gestartet, der im Bereich vor der Bachverrohrung und der zweidimensionalen Rechen Wasserstandssensoren angebracht hat, die bei einer Erhöhung des Wasserspiegels vor der Verrohrung bzw. vor den Rechen einen Alarm an die zu Warnenden auf das Handy auslösen.

Am Morgen des zweiten Tages wurden oberhalb der Ortslage die „Boxwalls“ als mobiles Sandsackersatzsystem aufgestellt, mit Sandsäcken beschwert, um die Überflutung der Straße in Richtung des Brückendurchlasses zu lenken, der gleichzeitig als Rückhalt und Drosselung des Ruschbachs fungiert.

Eine weitere Gruppe errichtetet im Bereich der Jasperstraße eine Aufkadung, sodass bei einem Hochwasser der Ruschbach gezielt über die Straße geleitet wird, um die Anwohner vor Hochwasser zu schützen. Zusätzlich wurde auch dort das mobile Boxwallsystem aufgebaut, um fehlende Sandsäcke zu ersetzen. 

Anschließend stellte Herr Schrank das Hochwasser-Frühwarnsystem „Netilion Flood Monitoring“ von Endress+Hauser und Okeanos vor. Das System misst im Einzugsgebiet Bodenfeuchte, Pegelstände und Niederschläge, die in einer Cloud gespeichert und mithilfe von künstlicher Intelligenz ausgewertet werden. Bei einem Starkregenereignis wird der Katastrophenschutz informiert, der vor Ort weitere Maßnahmen ergreift. Nach der mittäglichen Pause wurden zudem Gefahren und Maßnahmen bei Starkregen, sowie der Einbau von Treibgutfängern, Verwendung mobiler Systeme und Hydraulische Grundlagen präsentiert und anschließend die 2-tägige Schulung mit der üblichen Manöverkritik beendet.

Nach der 2-tägigen Multiplikatorenschulung war die Akademie für Hochwasserschutz für einen Infotag Starkregen / Hochwasser bei Endress und Hauser in Maulburg zu Gast.
Nach der Vorstellungsrunde und einer kurzen Präsentation des Projektes „Frühwarnsystem Netilion Flood Monitoring“ von Herrn Florian Falger standen die Referenten zu einer Diskussionsrunde zur Verfügung, die von dem Auditorium intensiv genutzt wurde. 
Anschließend wurden die Themen Hochwasseralarm und Meldewesen von Herr Kühn und die Flutkatastrophe im Ahrtal, die sich zum ersten Mal gejährt hatte, von Herrn Wüst vorgestellt. Nach der mittäglichen Stärkung in dem firmeneigenen Restaurant von Endress und Hauser wurden die Themen Entstehung, Grundlagen und Folgen von Starkregen, sowie Starkregenindex-, Fließpfadkarten und verschiedene Starkregenkonzepte präsentiert, bevor der Infotag von Herrn Florian Falger beendet wurde. 

Die Akademie für Hochwasserschutz bedankt sich bei Endress+Hauser insbesondere Herrn Hippin, Herrn Falger und Herrn Schrank für die sehr gute Betreuung und hofft auf ein baldiges Wiedersehen im Herbst diesen Jahres. Der Kontakt soll für einen weiteren Austausch und für die Begleitung des Projektes aufrecht erhalten werden.

Am Ende gilt unser Dank auch den Verantwortlichen der Gemeinde Grenzach – Wyhlen für die Mitorganisation des zweitägigen Lehrganges im Haus der Begegnung in Grenzach – Wyhlen und die tatkräftige Unterstützung.

Auch hier wird die Zusammenarbeit zwischen Gemeinde und Akademie fortgeführt. Am 08. Oktober 2022 findet ebenfalls im Haus der Begegnung in Grenzach – Wyhlen ein Tag zu den Themen Starkregen, Objektschutz, Bauvorsorge, Sandsack und Sandsackersatzsysteme statt, an dem vor allem die betroffene Bevölkerung teilnehmen sollte.


Michael Kühn und Frank Wüst im Juli 2022
Akademie Hochwasserschutz Wiesbaden